23.04.

Briefe 1

Sieben Jahre nach seiner Verhaftung hat eine Frau namens Elizabeth Gilbert Briefkontakt mit Todd Willingham aufgenommen. Diese Brieffreundschaft blieb bis zu Willinghams Tod 2004 bestehen. Einige Briefe sind im Internet frei zugänglich.

Der Brief ist nach dem Tagebuch das wohl persönlichste Medium, das man sich denken kann. Im Brief werden Gedanken, Gefühle, Sehnsüchte, Ängste etc. einem – und meistens ausschliesslich einem – Menschen mitgeteilt. Der Brief ist für keine breite Öffentlichkeit bestimmt. Was im Brief geschildert wird, ist persönlicher Natur und geht, ausser den Empfänger, niemanden etwas an.

Was wir in Willinghams Briefen über ihn erfahren, was er uns unwillentlich von sich preisgibt, berührt. Wir lesen seine Handschrift, wir wissen, dass diese Gedanken gedacht wurden, dass es den Menschen gab, der sie gedacht hat. Wir erleben – indem wir den Brief zum ersten Mal lesen – den Moment, den der Empfänger (in unserem Fall Elizabeth Gilbert) erlebt hat, als sie denselben Brief zum ersten Mal in den Händen hielt. Die Vergangenheit wird plötzlich Gegenwart. Der Brief ist immer ein Medium, aus dem der Verfasser unmittelbar zu uns SPRICHT. In seinen Briefen spricht Willingham. Das macht diese Briefe so unmittelbar, so berührend.

(mf)

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